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2022-09-23 08:10:17 By : Ms. Judy zheng

Süßungsmittel haben weniger Kalorien als Zucker. Doch helfen Light-Produkte mit Süßstoffen wie Aspartam, Xylit und Erythrit beim Abnehmen? Lässt sich der Körper austricksen? Was Experten raten.

Zu viel Zucker ist ungesund und kann krank machen. Viele Hersteller werben deshalb für Lebensmittel mit Eigenschaften wie "zuckerfrei", "light" oder "enthält weniger Zucker". Produkte wie Softdrinks, Süßigkeiten, Marmeladen oder Kaugummis enthalten dann statt Zucker Süßstoffe wie Aspartam, Cyclamat oder Sucralose. Die chemischen Verbindungen schmecken um ein Vielfaches süßer als Zucker, haben aber praktisch keine Kalorien. Doch so einfach lässt sich der Körper nicht austricksen: Ein bis zwei Stunden nach dem Verzehr eines kalorienarmen Light-Produkts stellt sich oft ein Gefühl von Heißhunger ein.

Süßstoffe docken wie Zucker an den Süßrezeptoren auf der Zunge an. Über die Rezeptoren gelangt ein entsprechendes Signal ans Gehirn. Lange gingen Mediziner davon aus, dass die Bauchspeicheldrüse daraufhin vorsorglich Insulin ausschüttet. Kommt dann mit der Nahrung kein Zucker im Blutkreislauf an, könnte das Insulin zu einem Abfall des Blutzuckerspiegels und zu Heißhunger führen.

Doch neue Studien haben gezeigt, dass die Theorie nicht stimmt: Forscher haben Probanden zwei verschiedene Süßstoffe - Saccharin und Sucralose - verabreicht und kurz darauf den Insulinspiegel der Probanden gemessen. Tatsächlich zeigte sich bei beiden Süßstoffen kein relevanter Insulinanstieg.

Um herauszufinden, auf welchem Weg Süßstoffe in das System der Hunger- und Sättigungsregulation eingreifen, bekamen Testpersonen in weiteren Untersuchungen entweder Zucker oder Süßstoff verabreicht. Danach wurde per Magensonde und Blutanalyse gemessen, wie Magen und Darm jeweils reagieren.

Das Ergebnis: Nach der Aufnahme von Zucker kommt es im Darm zur Ausschüttung von Verdauungshormonen, die dem Körper signalisieren, dass Energie aufgenommen wurde. Die Magenbewegungen verlangsamen sich. Ein Sättigungsgefühl tritt ein. Süßstoff führt dagegen nicht zur Freisetzung solcher Sättigungshormone, der Magen zieht sich weiter zusammen und knurrt. Das erklärt, warum wir nach dem Verzehr von Süßstoff schneller wieder Hunger bekommen als nach dem Verzehr von Zucker.

Auch das Gehirn reagiert unterschiedlich auf Zucker und Süßstoffe:

Zucker aktiviert im Gehirn das Belohnungszentrum und Areale, die mit dem Sättigungsempfinden in Zusammenhang gebracht werden.

Bei Süßstoffen bleiben solche Reaktionen aus. Sie können deshalb kein Sättigungsgefühl auslösen.

Der Körper unterscheidet zwischen Zucker und Süßstoffen. Die durch Süßstoffe eingesparte Kalorienmenge wird meist im Anschluss durch andere Nahrungsmittel wieder ausgeglichen. Wer Süßstoffe statt Zucker verwendet, nimmt daher in der Regel nicht ab.

Und wer Zucker und Süßstoffe zusammen verzehrt, erreicht wahrscheinlich sogar einen gegenteiligen Effekt: Studien mit Acesulfam-K (E950) und Sucralose (E955) legen nahe, dass die Süßstoffe dann zu einem stärkeren Blutzuckeranstieg führten als der Zucker allein. Möglicherweise wird durch die Süßstoffe die Glukoseaufnahme im Darm verstärkt.

Xylit ist ein Zuckeralkohol, der in der Natur unter anderem in Birkenrinde vorkommt. Deshalb wird Xylit auch oft als Birkenzucker bezeichnet. Erythrit wird durch Fermentation von Glukose gewonnen. Beide schmecken süß und werden wie Zucker vom Körper verdaut, haben aber deutlich weniger Kalorien.

Xylit und Erythrit haben in Studien, ähnlich wie Zucker, zu einer messbaren Ausschüttung von Sättigungshormonen geführt und aktivieren im Gehirn ähnliche Areale, erzeugen so einen Belohnungseffekt. Doch Xylit und Erythrit haben einen unangenehmen Nachteil: Beide verursachen in größeren Mengen Blähungen und Durchfall.

Deshalb empfehlen Experten, den Geschmack allmählich an weniger süße Speisen und Getränke zu gewöhnen, statt Zucker durch andere Süßungsmittel zu ersetzen.

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Prof. Dr. Kerstin M. Oltmanns, Leiterin Sektion für Psychoneurobiologie Universität zu Lübeck Ratzeburger Allee 160 23562 Lübeck www.pnb.uni-luebeck.de Priv.-Doz. Dr. med. Bettina Wölnerhanssen, Leiterin St. Clara Forschung AG Priv.-Doz. Dr. phil. II Anne Christin Meyer-Gerspach, Gruppenleiterin Übergewichts-, Diabetes- und Stoffwechselforschung/Chirurgische und gastroenterologische Forschung Kleinriehenstrasse 43 CH-4058 Basel www.claraforschung.ch

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